
Renga Anger
Hannes Bajohr
Mit einem Nachwort von Anna Luhn
Die Geschichte geht so: 1969 treffen sich die Dichter Octavio Paz, Jacques Roubaud, Edoardo Sanguineti und Charles Tomlinson in einem Pariser Hotelkeller und schreiben in fünf Tagen ein viersprachiges Kettenpoem. Renga – angelehnt an die japanische Gedichtform dieses Namens – übersetzen sie anschließend je einzeln. Im Renga wie in der Übersetzung geht es um Anknüpfung, um ein Weitermachen mit dem, was gegeben ist. Dabei sind die Übertragungen, die die selbst Autoren anfertigen, recht konventionell: Sie bringen das Polyglott des Kollektivgedichts schlicht wieder in die Einsprachigkeit. Hannes Bajohr schlägt eine andere Strategie vor: die Seitwärtsübersetzung – eine Weiterführung in und Anknüpfung an sich selbst, die nichts neu überträgt, sondern das Vorgetragene neu zusammenträgt. RENGA ANGER basiert auf einem Skript, das die die Zeilen des Originals und der Übersetzungen neu anordnet und so aus dem vorhandenen Material dynamisch eine Unmenge neuer Texte generiert. Der Band hebt an als Remix des originalen, mehrsprachigen Renga; er schreitet fort mit den Einzelsprachen; und er endet mit einer brandneuen mehrsprachigen Version, die nun aus allen existierenden Übersetzungen inklusive der 1983 von Eugen Helmlé angefertigten deutschen besteht – eine Rückübersetzung in den Ausgangszustand, ein Renga 2022, eine Autotranslation.
Leseprobe (PDF)
September 2022, 76 S., 19 x 12 cm, Broschur
ISBN: 978-3-905846-67-6, €12 / 14 SFr
Martin Kasch: Werkstatt für potentielle Mehrsprachigkeit: Das Kettengedicht Renga von Octavio Paz, Jacques Roubaud, Edoardo Sanguineti und Charles Tomlinson sowie Hannes Bajohrs digitale Adaption. In: Literarische Mehrsprachigkeit und ihre Didaktik / Nazli Hodaie, Heidi Rösch, Lisa Treiber (Hrsg.). Tübingen, Narr Francke Attempto 2024







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